INHALT: New Mexico im Jahre 1861: Der amerikanische Bürgerkrieg steht vor der Tür und die Vorboten dessen erschüttern den Süden Nordamerikas. Weiße Pioniere besetzen die Gebiete der Apachen, die sich gewaltsam gegen die Aneignung zur Wehr setzen. Aber auch unter den Siedlern fließt Blut. Als der Vater der berüchtigten Sykes-Brüder Caleb (Jamie Campbell Bower) und Junior (Jon Beavers) bei einem Anschlag ums Leben kommt, nehmen die beiden die Verfolgung auf, um ihren Vater zur rächen.
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REZENSION: Kevin Costners neues, mehrteiliges Western-Epos startet mit dem Titel „Horizon“: An American Saga – Chapter One“ und einer üppigen Laufzeit von 180 Minuten. Geschrieben wurde der Film von Jon Baird und Costner. Letzterer führte nicht nur Regie sondern spielt auch eine der Hauptrollen des vielschichtigen, mehrfadigen Plots. Trotz der dreistündigen Laufzeit, hinterließ mich der Film dabei weder gelangweilt, noch satt. Das Ätzende während des Filmerlebnisses war die Bestimmung des besten Moments, um auf die Toilette zu gehen.
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Was die Zuschauenden hier erwartet, könnte nun wirklich das größte Epos werden, das das Kino jemals hervorgebracht hat. Bildgewaltig und immersiv vergingen mir die drei Stunden wie im Fluge. Aber worum geht es überhaupt? Der erste Teil der „Horizon – Saga“ etabliert die Handlungsstränge, die uns über die nächsten drei Filme vermeintlich weiter begleiten werden. Dabei sind die sämtlichen Handlungsstränge zu zahlreich, um diese einzeln aufzuzählen. Stattdessen scheint der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Plots die Besiedlung eines Apachen Gebietes zu werden, das unter dem Namen „Horizon“ beworben wird. Im ersten Kapitel werden dabei die Geschichten und Motivationen der Gruppierungen begründet, die die Menschen zum Ort am Rande der eroberten Welt bringen. Dabei werden sowohl Siedler*innen, Soldaten, Offizieren, Räuber, Indigene Stämme als auch der undurchsichtige Hayes Ellison (Costner) vorgestellt und dank der enormen Laufzeit, bekommen die meisten Fraktionen/Charaktere auch genug Zeit, um eine emotionale Bindung zu erlauben. Gespickt wird der Film dabei von unglaublicher Szenerie, die eine so vermeintlich authentische Version des „Wilden Westens“ zeichnet, dass es schon beinahe absurd scheint, dass es solche Landstriche in der heutigen Zeit überhaupt noch geben soll. Das Land ist Natur. Die Eroberer dringen gerade erst in die Weite vor. Siedlungen bestehen nicht selten aus einer Handvoll Gebäuden oder gar nur aus Zelten. Der Film verweilt dabei über große Strecken an wenigen Orten, sodass nicht nur die Menschen emotional binden, sondern auch die Landschaft und ihre provisorischen Bauten selbst. Dazu kommt, dass der Film in seiner Präsentation erfreulich frisch ist. Natürlich gibt es Motive, die es in jedem Western gibt. Das macht Genres nun mal aus. Aber der Film findet Orte, Charaktere und Geschichten, die ich im Western noch nie gesehen habe. Die Musik tut ihr Übriges, um die Brücke zwischen Moderne und Westernmusik zu schlagen. Auch schön ist, dass der Apachen-Stamm seine Zeit bekommt und in seiner eigenen Zerrissenheit dargestellt wird. So bleibt die Komplexität der Charaktere nicht allein den Eroberern vorbehalten. Einzig ärgerlich ist, dass der Film sich hinten heraus ein bisschen zu sehr in seinen diversen Handlungssträngen verfängt. Gegen Ende kommen ein paar Situationen auf, die nicht nachvollziehbar sind. Es kommt zu Aktionen, die nicht logisch scheinen, zu einem Verlust an Übersicht durch zu viele Charaktere und Fraktionen, die manchmal nicht klar genug gekennzeichnet werden (das mag historisch authentisch sein, aber hat mich persönlich verwirrt. Ein oder zwei Zeilen Dialog hätten das Problem gelöst), zu Entscheidungen, die aus dem Nichts kommen bzw. auch Charaktere, die plötzlich auftauchen und ein Verlust vom Gefühl zurzeit. Es ist manchmal nicht klar, ob jetzt ein Tag, Tage oder gar Wochen vergangen sind, nachdem wir den Handlungsstrang das letzte Mal besucht haben. Das könnte sich im weiteren Verlauf der Saga als retrospektiv unangebrachte Kritik entpuppen, da sich viele dieser Dinge eventuell noch aufdröseln, bei manchen muss ich aber sagen, hat es dann doch eine Irritation da gelassen, die nicht hätte sein müssen.
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Nichtsdestotrotz kann ich die kommenden 2 – 3 Kapitel kaum abwarten und möchte jedem Western-Fan ans Herz legen sich den Film anzuschauen und das Leidenschaftsprojekt Costners zu unterstützen. Was wir hier geboten bekommen, funktioniert im Kino wirklich nochmal auf einer ganz anderen Ebene als zu Hause.
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4 von 5 Zelten.
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Kinostart: 22. August 2024
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Die Filmbewertung zum Film wurde von Arie Jaspers geschrieben. Der den Film am 29. Juli 2024 in Köln sah. Copyright: Arie Jaspers