INHALT: In der letzten Ausgabe der Zeitschrift, die sich in einer französischen Stadt in den 1950er Jahren befindet, geht es um die besten Geschichten des vergangenen Jahrzehnts. Einige der veröffentlichten Geschichten erwachen zum Leben.
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Unsere Rezension: „The French Dispatch“ ist die neue surreale Komödie von Drehbuchautor und Regisseur Wes Anderson. Aus einem bestimmten Grund steht die titelgebende, erfundene Zeitschrift kurz vor dem aus. Eine letzte Ausgabe wird noch erscheinen. Die fünf Segmente dieser werden in diesem Film als jeweils eigene Kurzfilme umgesetzt, die von einer seichten Rahmenhandlung eingebettet werden. In diesem hochkarätig besetzten Film, in dem A-List Schauspieler beinahe schon verbrecherisch leicht verschossen werden (auf Screentime bezogen), zeigt Wes Anderson aufs Neue seinen ganz eigenen Blick auf die Welt. An vielen Stellen erinnert der Film eher an ein Theaterstück. Wenn zum Beispiel ein junger Mann älter wird und als Repräsentation dessen ein Markenzeichen an einen älteren Schauspieler weitergibt, der den Charakter fortan darstellt, oder wenn die Kamera immer schön darauf bedacht ist, nicht nur die Menschen, sondern einen großen Teil des Raumes, in dem sie interagieren, einzufangen, als würde man auf eine Bühne schauen. Ebenso die genaue Abstimmung jedes Raumes. Kein Detail ist dem Zufall überlassen. Alles ist wichtig. Was mittlerweile wirklich über Wes Anderson gesagt werden kann, ist, dass er eine sehr einzigartige Vision vom Kino vertritt. In diesem Sinne bietet „The French Dispatch“ mehr vom bekannten. Ob man das nun mag oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Farbenfrohe Bilder wechseln sich mit schwarz-weiß ab. Ein ruhiges Erzähltempo zeigt mehrere Geschichten, die eine tiefe Melancholie bergen. Witz und Tragik geben sich die Hand. Es ist deutlich eine Tendenz zu Style-over-Substance zu erkennen und hat in dem Sinne auch beinahe mehr mit postmodernem Theater zu tun als mit „konventionellem“ Kino. Die Charaktere stehen nicht im Vordergrund. Es geht um eine Nachricht an den Zuschauer und eine Liebeserklärung an die Kunst, in der manche Aspekte ebendieser kritisch veralbert werden. Emotionale Bindungen kamen bei mir kaum zustande, dafür war ich zu sehr von der Art und Weise des Films in den Bann gezogen. Charaktere sind beinahe eher Accessoires, die die Kulisse schmücken. Daher kam es bei mir aber auch zeitweise zu Längen, die ich für sehr beabsichtigt halte und sicherlich Geschmackssache sind. Es fällt mir, aus den oben genannten Gründen, relativ schwer etwas zum Spiel der Schauspieler*innen zu sagen. Natürlich machen sie ihren Job wunderbar. Diese Menschen beherrschen ihr Handwerk. Ich denke daher wurden auch nur sehr renommierte Darsteller*innen eingesetzt. Ich würde mich nicht wundern, wären die Schauspieler*innen sich selbst überlassen worden um den Charakteren die Darstellung zu geben, die sie für angemessen halten. Als hätte Wes Anderson ein lebendiges Gemälde mit Eigenleben gemalt, wie wir es aus Harry Potter kennen. Das soll keineswegs eine Wertung mit sich tragen. Ich sage nicht, dass des Regisseurs Herangehensweise besser oder schlechter ist, als die von anderen. Für kunstaffine Menschen, zu denen ich mich zähle, wird der Film eine Offenbarung dessen sein, was mit Kino möglich ist. Eine Fusion von Theater und Leinwand in einem für mich melancholisch-schönen Gewand. Eines ist aber sicherlich sagbar. „The French Dispatch“ zeigt einen Mann mit einzigartiger Vision auf der Höhe seiner Kompetenz und ich hoffe, wir bekommen deutlich mehr von ihm zu sehen.
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4,5 von 5 langen Treppen nach oben.
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Kinostart: 21. Oktober 2021. Weitere Informationen zum Film unter: