INHALT: Basierend auf der zeitlosen Artuslegende erzählt David Lowery (A GHOST STORY) in THE GREEN KNIGHT die abenteuerliche Geschichte des tollkühnen Sir Gawain (Dev Patel), Ritter der Tafelrunde. Um sich vor seiner Familie, seinem Volk und letztlich auch sich selbst zu beweisen, begibt sich der Neffe König Artus‘ auf die Reise seines Lebens mit dem Ziel, sich der ultimativen Herausforderung zu stellen: dem sagenhaften Grünen Ritter, einem gigantischen, smaragdgrünhäutigen Fremden und Prüfer der Menschen.
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FILMBEWERTUNG: Das Fantasy-Drama „The Green Knight“ von Regisseur David Lowery behandelt Stoffe aus der Artusepik und zieht seine Inspiration dabei hauptsächlich aus dem mittelenglischen Gedicht „Sir Gawain and the Green Knight“ von einem als „unbekannt“ deklarierten Autoren.
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Das umfangreiche Gedicht habe ich im Vorfeld zu dieser Rezension nicht gelesen, daher beziehe ich mich ausschließlich auf den Film.
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Am Weihnachtsabend wird Sir Gawain, der Neffe von König Artus, von diesem zu einem Bankett und an seine Seite zitiert. Artus entschuldigt sich dafür, dass er seinen Neffen über all die Jahre seines Heranwachsens vernachlässigte und fragt ihn nach einer Geschichte aus seinem Leben. Als Sir Gawain keine seiner Geschichte als einer Erzählung würdig empfindet, etabliert sich schon der Konflikt in ihm, der seine folgende Reise bestimmen wird. Umgeben von legendären Rittern, die an Artus‘ Seite ein Reich aufgebaut und in Stand gehalten haben, sucht Gawain nach seinem Platz an der Tafelrunde. Eine Gelegenheit ergibt sich als ein Grüner Ritter während der Festlichkeiten in den Thronsaal einreitet und der versammelten Meute ein Angebot unterbreitet. Ein Ritter solle sich ihm im Duell stellen, sollte dieser einen Treffer landen, bekäme er die mächtige Axt des Grünen Ritters, müsse sich aber in genau einem Jahr in der Grünen Kapelle einfinden um denselben Schlag zu empfangen. Wie ein braver Protagonist, stellt sich Gawain der Herausforderung und es gelingt ihm einen Treffer zu landen. Das ist der Prolog des Films. Der Hauptteil zeigt die Reise, die Gawain ein Jahr später zur Grünen Kapelle antritt um Gleiches mit Gleichem vergolten zu bekommen.
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„The Green Knight“ ist kein Action-Spektakel. Im Gegenteil. Der Film bringt eine seltene und umso spannendere Kombination aus einem Fantasy-Setting und einer Arthouse-Erzählweise mit sich, die sich wunderbar in der Verbildlichung einer klassischen Poesie auf der Leinwand niederschlägt. In klassischer A24 (eine der hinter dem Film stehenden Produktionsfirmen) Manier ergibt sich ein gemächlicher Film, der es versteht eine simple Prämisse interessant zu erzählen und deutlich das Gefühl beim Zuschauer hervorzurufen, beim einmaligen Schauen kratze man nur an der Oberfläche dessen, was der Film an Interpretation zu bieten hat. Dabei ergießt er sich jedoch nie in einer prätentiösen Stilistik, die es unmöglich macht den Film als Film zu genießen. Es wird nicht verlangt, dass der Zuschauer mit Notizbuch und Mindmap im Kino sitzt, um dem Film überhaupt etwas abgewinnen zu können. Wer einen gemächlichen Fantasy Film sehen möchte, kann das hier ohne Bedenken tun.
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Davon abgesehen zeigt der Film in seiner Bildsprache das Subjekt in einer sterbenden Weite, die das mythische Königreich des König Artus einst war. Wie er, ist auch sein Land alt geworden. Es wird nicht romantisiert inszeniert, sondern desillusioniert und melancholisch. Somit erinnern die Kamera und das Szenenbild nicht selten an Spätwestern, die sich mit dem Ende einer Ära auseinandersetzen und ein tiefes Gefühl des Abschieds vermitteln. Das letzte Mal habe ich so etwas wohl in bestimmten Aspekten der Herr der Ringe Trilogie von Peter Jackson gesehen. Nur greift hier eine noch persönlichere Erzählweise, durch einen überschaubaren Cast.
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Wo wir schon beim Cast sind: Ein ungläubiges Augenrollen: Laut einiger Aussagen aus dem Internet, gab es ein paar Kommentare zu Sir Gawain’s (Dev Patel) Hautfarbe, die in einer Geschichte im alten England sehr unauthentisch und unglaubwürdig sei. Dazu nur ein kurzer Satz: Genau, in einer Geschichte im Setting von Artus, Merlin, der Lady im See, birgt eine Hautfarbe, die nicht kaukasisch ist, die Unglaubwürdigkeit. Lasst doch die besten Schauspieler die Rollen bekommen, frei von unbegründeten Einschränkungen. Aber ist Dev Patel auch gut? Ja, ja und nochmal ja! Dev Patel trägt einen Film, der sich fast nur um seinen Charakter dreht mit Bravour. Er bindet den Blick des Publikums an sich und lässt ihn auch nicht mehr gehen. In einer Geschichte, die sich gar nicht mal so sehr um seinen Charakter dreht als vielmehr um dessen Reise, verbindet er die beiden Elemente fabelhaft. Auch die restlichen Wegabschnittsgefährten von ihm wie Essel (Alicia Vikander), Lord (Joel Edgerton), der Grüne Ritter (Ralph Ineson) etc. sind treffend gecastet und liefern komplimentierende Performances zu Patel’s ab.
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Als einzigen „Kritikpunkt“ sehe ich jedoch genau, was ich eben im Bezug auf Patel’s Performance angesprochen habe. Jede der Figuren ist ein Teil des eigentlichen Hauptcharakters; der Reise. Das führt jedoch dazu, dass diese hinter selbiger allzu leicht verblassen können. Bei mir zumindest hat sich keine großartige emotionale Bindung zu den Menschen eingestellt, sondern zu dem was die Menschen uns erzählen. Das ist ein bisschen Meta. Die Schauspieler erzählen Charaktere, die wiederum dem Publikum eine Reise erzählen. Es ist in gewisser Weise, als würde man ein Buch (oder in diesem Falle ein Gedicht) lesen.
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Trotzdem würde ich den Film jedem empfehlen, der mit A24 Produktionen etwas anfangen kann und sich zurücklehnen und berieseln lassen möchte, anstatt mit den Händen in die Lehnen gekrallt im Kinosaal zu sitzen.
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Ich vergebe 4 von 5 animierte Füchse.
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Kinostart: 29. Juli 2021. Weitere Informationen zum Film unter: www.thegreenknight-film.de
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Die Bewertung zum Film wurde von Schauspieler, Autor und Theaterregisseur Arie Jaspers geschrieben, der den Film am 22. Juli 2021 in Köln sah. Arie Jaspers: http://ariejaspers.ahoi-design.de/