INHALT: 28 Jahre, nachdem der hochansteckende „Wut-Virus“ aus einem medizinischen Forschungslabor entwichen ist, haben Überlebende Wege gefunden, inmitten der Infizierten zu überleben. Eine Gruppe von Überlebenden hat auf der kleinen Gezeiteninsel Lindisfarne vor der nordostenglischen Küste Zuflucht gefunden. Verbunden ist das Eiland mit einem streng bewachten Damm, der bei Flut unter Wasser steht. Als ein Mitglied der Gemeinschaft, Jamie, zusammen mit seinem Sohn Spike die Insel verlässt, um eine gefährliche Mission auf dem Festland zu übernehmen, entdecken sie die Wunder, Schrecken, Mutationen und Geheimnisse der Außenwelt.
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REZENSION: Mit „28 Years Later“ bringen Danny Boyle und Alex Garland einen dritten Teil zu ihrem Zombie Kultfilm „28 Days Later“ von 2002. Nach 23 Jahren kehren sie damit zurück in eine Welt, die sich schon 2002 vom generellen Zombie-Pool heraus tat. Klar, Alex Garland sieht die Infizierten des Rage Virus nicht als Zombies und in gewisser Weise sind sie das auch nicht. Aber machen wir uns nichts vor, die Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede. Ich war aber durchaus gespannt, was die Schöpfer der Reihe nach 23-jähriger Abstinenz und an einem anderen Stand in ihrer Karriere machen würden.
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Und ich wurde durchaus überrascht. Der Film birgt in sich Stärken aber auch Schwächen, die ich eher bei jungen Indie-Regisseur*innen erwarten würde. Die Bilder wirken etwas roh und unpoliert, was ich durchaus als etwas Positives empfinde. Generell gibt es viele kleinere Experimente in der Umsetzung, die wie ein Mix aus Arthaus und hyperstilisierten 2000er Filmen wirken. Das hat mich so überrascht, dass ich lieber nichts vorwegnehmen möchte. Dann gibt es aber auch unorthodox eingebrachte politische bzw. gesellschaftskritische Motive bei denen man merkt, dass Regie und Autor hier auf ihr Repertoire an Erfahrungen in langwährenden Karrieren zurückgreifen. Wo die meisten Filme kohärent zu verfolgen und klar strukturiert sind, bekomme ich bei Boyle und Garland das Gefühl, dass immer mal wieder kleine elektrische Schocks durch ihre Gehirne explodiert sind, die dafür sorgen, dass der Film allein durch Stil und Editing zu spannend bleibt um die Augen vom Bildschirm zu nehmen. Das ist jetzt sehr vage formuliert, aber wenn man den Film sieht, versteht man schnell, was ich meine. Der Film besticht aber ohnehin etwas mehr durch seine Form als durch seinen Inhalt, was man vielleicht auch dadurch erkennt, dass ich in erster Linie über selbige schreibe.
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Eigentlich erzählt der Film die Geschichte des Jungen Spike (Alfie Williams), der mit seinem Vater (Aaron Taylor-Johnson) und seiner Mutter (Jodie Comer) in einem Dorf auf einer Insel in den Schottischen Hochlanden lebt und zusammen mit seinem Vater seinen ersten Trip außerhalb des Dorfes bestreitet. Gewisse Umstände bringen ihn anschließend dazu, das Dorf erneut zu verlassen, diesmal nur mit seiner Mutter im Schlepptau, die an einer Krankheit leidet, für die der Junge versucht ein Gegenmittel zu finden.
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Auf beiden Wanderungen wird Spike mit der Realität außerhalb des Dorfes konfrontiert. Nackte Infizierte, die sich unter der Führung von sogenannten „Alphas“ zusammenrotten, aufgeblähte Infizierte, die sich nicht mehr vom Boden erheben können. Und immer mal wieder gibt es Zeichen von „Jimmy“; ein Charakter, den wir kurz kennenlernen, der aber eher für Sequels gedacht zu sein scheint.
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Der Plot selbst ist recht simpel, besticht aber durch die atemberaubenden Kulissen und das überzeugte und überzeugende Spiel der drei Hauptcharaktere und von einem schwedischen Soldaten (Edvin Ryding), der eine ganz pointierte Rolle auszuführen hat und dem dies mit Bravur gelingt. An und für sich genommen wirkt der Plot aber recht unfokussiert. Es wird versucht, mehrere kleine Geschichten in ein recht überschaubares Setting zu packen. Das gelingt an und für sich ganz gut, vor allem durch gute Dialoge, die zwar kurzzeitig in Dolle Exposition abdriften, aber sich schnell wieder fangen. Aber eben vor allem auch durch den Stil, der den Film größer wirken lässt, als er ist.
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Trotz einem Plot, der für meinen Geschmack etwas zu viel will und in dem es eine Charakterkonstellation gibt, die sich auf sonderlich schnelle Art und Weise auflöst, haben wir hier ein rasantes, spannendes, stückhaft sehr blutiges Horror-Drama mit Endzeit-Feeling, das energiereich inszeniert mit eindrucksvollen Bildern erzählt wird.
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3,5 von 5 einstürzenden Häusern.
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Kinostart: 19. Juni 2025.
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Die Filmbewertung zum Film wurde von Arie Jaspers geschrieben. Die den Film am 18. Mai 2025 in Köln sah. Copyright: Arie Jaspers.