


> ORIGINALTITEL: The Long Walk
> INHALT: In einer nicht allzu fernen Zukunft herrscht ein repressives Regime über die Vereinigten Staaten von Amerika. Angeführt von dem namenlosen autoritären Major (Mark Hamill) sichert ein gnadenloser Polizeistaat seine Macht mit strengen Regeln – und einem brutalen Wettkampf. Jedes Jahr treten insgesamt hundert Jugendliche gegeneinander an, doch nur eine Person kann gewinnen: wer den Marsch überlebt. Ray Garraty (Cooper Hoffman) meldet sich freiwillig für das blutige Spektakel an, angelockt vom Versprechen von einem sorgenfreien Leben, in dem man alles bekommt, was man sich wünscht. Doch der Weg dorthin ist tödlich. Die Teilnehmer müssen dauerhaft ein Tempo von mindestens vier Meilen pro Stunde halten. Jede Unterschreitung führt zu einer Verwarnung. Wer sich drei davon einhandelt, wird hingerichtet – ohne Ausnahme. Ray macht sich als Nummer 47 auf den Weg und setzt alles daran, am Ende als Nummer 1 zu überleben.
> BEWERTUNG: 4 von 5 Magenverstimmungen.
> UNSERE REZENSION: Die neue Stephen King Adaption kommt ins Kino. Diesmal haben sich der Regisseur Francis Lawrence und der Drehbuchautor J. T. Mollner den Roman „The Long Walk“ (1979) vorgenommen. Ein Buch, das aufgrund seiner Prämisse lange als unverfilmbar galt. 100 Teenager zwischen 14 und 17 treten einen Marsch an, bei dem sie ein gewisses Tempo halten müssen. Wer unter das Tempo fällt, bekommt eine Verwarnung. Nach drei Verwarnungen sind die jeweiligen Teilnehmer (denn es sind alles Jungs) raus. Am Ende erhält der letzte noch laufende Jugendliche alle Reichtümer, die er sich erhoffen kann und einen Wunsch. Das alles vor einem impliziten dystopischen Backdrop, der die Prämisse etwas realistischer macht. Das Problem: Wie verfilmt man ein Buch, das ausschließlich im Kopf des Protagonisten und während des Gehens steht?
Überlassen wir es Francis Lawrence, der es schon in den „Tributen von Panem“ geschafft hat, Teenager in einem Kampf ums Überleben zu inszenieren. Wobei hier sehr schnell klar wird, dass Lawrence hier einen deutlich brutaleren Ton anschlägt als bei Collins‘ Romanadaptionen.
Lawrence bedient sich einiger erzählerischer Kniffe: Die 100 Jungs werden gekürzt auf einen pro Staat der USA. Die Teenager sind jetzt alle mindestens 18. Die Welt um den Long Walk herum wird etwas mehr thematisiert und dadurch Motivationen greifbarer gemacht.
„The Long Walk“ ist eine wirklich fantastische Adaption eines zutiefst verstörenden Romans, der seine einfache Prämisse nutzt, um eine unglaublich fesselnde Geschichte über Charaktere zu erzählen, die im selben Boot sitzen, Feindschaften und Freundschaften die entstehen, banale und alltägliche Situationen potentiell die hier gefährlich und immer schwierig zu meistern sind und das alles in dem Wissen, dass es am Ende nur einen Sieger geben kann. Der Cast um vor allem Cooper Hoffman und David Jonsson etabliert schnell eine intensive und glaubwürdige Chemie zueinander. Das Kern-Ensemble, das sich recht früh im Film hervortut, ist in diverse und interessante Charaktere aufgeteilt, die alle ihren eigenen Draw haben und die ich nicht verlieren sehen wollte. Genau wie im Buch, macht das die Spannung im Film unerträglich.
Wie Lawrence die Prämisse des Gehens einfängt, ist fantastisch. Er schafft es, mit seinem DoP Jo Willems atmosphärische und unerbittliche Bilder einzufangen. Das Drehbuch von Mollner, das zwar mit einigen expositiven Texten schnell eine Welt und Menschen zeichnen muss, weiß famos mit den Schauspielenden zu harmonieren. Das einzige, was ich wirklich von Herzen schade finde ist die Tatsache, dass der Film eine bessere Miniserie gewesen wäre. Einige Handlungen geschehen sehr plötzlich und mit sehr kurzem oder ganz und gar ohne Aufbau. Viele erschwerende Situationen, wie z.B. das Defäkieren, werden einmal aufgegriffen und dann nie wieder thematisiert. Ich bin mir leider sicher, dass ein Aufbau der Charaktere in 6 – 8 Episoden bis hin zum Finale eine einmalig intensive und emotional zermürbende Erfahrung hätte bieten können. Wenn man das Material innerhalb von 110 Minuten verfilmen muss, kann man es wahrscheinlich nicht oder nicht viel besser machen als hier. Trotzdem hinterlässt mich der Film mit einem Gefühl des was-wäre-wenn.
> REGIE: Francis Lawrence.
> DREHBUCH: JT Mollner, Stephen King.
> BESETZUNG: Cooper Hoffman, David Jonsson, Garrett Wareing, Tut Nyuot, Charlie Plummer, Ben Wang, Jordan Gonzalez, Joshua Odjick, Mark Hamill, Roman Griffin Davis.
> GENRE: Horror, Thriller.
> KINOSTART: 11. September 2025.
> LAUFZEIT: 108 Minuten.
> ALTERSFREIGABE: 16 Jahren.
> VERLEIH: LEONINE Studios.
> INFO: Rezension von Arie Jaspers, der den Film am 29.08.2025 bei einer PV in Köln sah.