INHALT: Unter Einsatz ihres Lebens reist eine Gruppe US-amerikanischer Journalisten quer durch die Vereinigten Staaten. Die USA befinden sich inmitten eines schnell eskalierenden und gewalttätigen Bürgerkriegs, dessen Ziel Washington und das Weiße Haus sind. Das ganze Land steht auf Messers Schneide, denn die Regierung hat sich in eine faschistische Diktatur verwandelt, und die verschiedenen Kriegsparteien gehen mit immer größerer politischer Gewalt gegeneinander vor.
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REZENSION: In Alex Garlands neuem Film „Civil War“ verfolgen wir eine kleine Gruppe Kriegsfotograf*innen, die sich in einem vom Bürgerkrieg zerrütteten Amerika auf den Weg nach Washington zu machen um den Präsidenten der vereinigten Staaten zu interviewen/fotografieren, bevor die rebellierenden vereinten Mächte Kaliforniens und Texas‘ die Stadt stürmen und den Präsidenten hinrichten können.
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Eine Prämisse, die ich nicht wahrhaben möchte und die mein Kopf daher als überzeichnet interpretiert, wird in diesem Film in einem glaubhaften Rahmen so greifbar gemacht, dass ich mir während des Schauens immer sicherer wurde, dass wir momentan genau auf solche Zustände zusteuern. Garland, der kein Fremder des ambiguösen Storytellings ist, lässt dabei offen, wie lang das noch hin ist oder was genau den Bürgerkrieg ausgelöst hat. Dadurch, dass wir hier Bilder des modernen Militärs sehen und in diesem Jahr die Wahlen in den USA stattfinden, scheint der Film jedoch ein sehr akuter Aufruf zu sein, der eine Warnung da lassen möchte. Hierbei verzichtet der Film auf realitätsbezogenen Fingerzeigen. Mit Texas und Kalifornien haben wir einen republikanisch und einen demokratisch geprägten Staat, die sich verbünden. So wird keine Seite in einem bevorzugten Licht dargestellt. Wichtig scheint dem Regisseur dabei einzig und allein die Warnung zu sein. In Civil War werden Bilder, die wir aus Anti-Kriegsfilmen und Nachrichten kennen, inmitten der USA reproduziert. Das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
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Lee (Kirsten Dunst) ist eine Kriegsfotografin, die schon im Nahost-Konflikt tätig war und unsagbare Dinge gesehen hat. Jetzt führt sie ihren Beruf in ihrem Heimatland weiter, auf der Suche, die Realität festzuhalten und eine Warnung nach außen zu senden. Joel (Wagner Moura) will das letzte Interview mit dem Präsidenten und fühlt sich dabei von den Gefahren und dem Adrenalin des Konflikts angezogen. Jessie (Cailee Spaeny) ist eine aufstrebende Fotografin, deren Heldin Lee ist. Sie möchte in ihre Fußstapfen treten, ohne zu verstehen, was das für sie und ihre Psyche bedeuten mag.
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Was sich nun entfaltet, ist ein brutaler Roadtrip durch die USA, der einzelne Möglichkeiten beleuchtet und spekuliert, wie ein Bürgerkrieg dort aussehen mag. Erzählt in gekonnter Bildsprache und mit einem Wechsel zwischen ruhigen Momenten, Momenten der absoluten Stille und Waffenfeuer, dass so brutal in den Ohren knallt, dass sich hier kaum jemand an den Feuergefechten erfreuen wird, nimmt uns der Film mit auf eine Reise, bei der sich mir regelmäßig der Magen umgedreht hat. Die Schauspielenden tragen den Film dabei auf ihren Schultern und vor allem Kirsten Dunst leistet hier einen emotionalen Marathon, der gewürdigt gehört. Das einzige Manko, was ich mit dem Film habe ist, dass einer der Charaktere eine Entwicklung durchmacht, die zwar immer mal wieder angedeutet wird, letztendlich in ihrer Endgültigkeit jedoch für meinen Geschmack etwas zu abrupt kommt. Mehr kann ich ohne Spoiler nicht sagen. Allerdings fiel das bei mir nicht allzu sehr ins Gewicht.
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Am Ende handelt es sich bei „Civil War“ um einen Film, bei dem ich hoffe, dass er eine Menge Menschen ins Kino zieht. Nicht nur wegen der Qualität, sondern auch und vor allem wegen der grausamen nahen Zukunft, die er zeichnet.
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4,5 von 5 Tankstellen.
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Kinostart: 18. April 2024
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Die Filmbewertung zum Film wurde von Arie Jaspers geschrieben. Der den Film am 08. April 2024 in Köln sah.
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