INHALT:Ein Mann muss einen Plan stoppen, der Millionen Menschen das Leben kosten könnte. Ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Das Abenteuer legt den Grundstein für den ersten unabhängigen Geheimdienst der Geschichte.
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FILMBEWERTUNG: The Kingsman: The Beginning ist der neue Eintrag in der Kingsman Reihe. Erneut übernimmt Matthew Vaughn die Rolle des Co-Autoren und Regisseurs des Films, der als Prequel zu den vorherigen beiden Filmen angesetzt ist.
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Wie der Titel vermuten lässt, ist The Kingsman: The Beginning eine Origin Story zu dem Secret Service, der in den Vorgängern den Dreh und Angelpunkt der Geschichte bildet. Hauptsächlich im 1. Weltkrieg angesetzt, erfüllt der Film so ziemlich jeden Punkt auf der To-Do-Liste eines Origin Films mit einigen Twists, auf die ich spoilerfrei später eingehen werde.
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Die Story entwickelt sich um die Vater-Sohn Geschichte der Familie Oxford. Der namenlose pazifistische Duke of Oxford (Ralph Fiennes) befindet sich in einem Helikoptereltern-Verhältnis zu seinem Sohn Conrad (Harris Dickinson), den er vor den Gefahren der sich zuspitzenden politischen Situation im Vorkriegs-Europa 1914 zu schützen sucht. Wie ein guter Jugendlicher legt Conrad natürlich keinen Wert auf die Meinungen seines Vaters und möchte die Welt und ihre Gefahren kennenlernen. Dass er sich dafür nach Eintreten des 1. WKs für die Armee als Soldat melden möchte, scheint ein bisschen sehr kurzsichtig aber auf gewisse Art und Weise nachvollziehbar, wenn er aus dem Extrem der Gefahrenlosigkeit seines bisherigen Lebens in das Extrem des Krieges wechseln möchte.
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Das gefällt dem alten Pazifisten Duke Oxford natürlich gar nicht. Diese Dynamik der beiden Charaktere zieht sich als Baseline durch den Großteil der Geschichte, die ansonsten die Entstehung des 1. WKs aus der Sicht eines Verschwörungstheoretikers zu erzählen scheint, der allerdings glücklicherweise sehr selfaware ist.
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Mit dem Einbringen des 1. WKs in die Geschichte zeigt der Film auch direkt seine größten Stärken. Er vermag es gekonnt wahre Ereignisse mit einem fiktionalen Verschwörungsplott zu durchweben, sodass die Entwicklung des Krieges aus einem Licht durchschienen wird, wie es QAnon zur heutigen Zeit nicht besser könnte, ohne dabei Wahrheitsanspruch zu erheben.
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Glücklicherweise sieht der Film von einer Standard Feindbildzeichnung der Deutschen ab, die, obwohl es hier nicht um Hitler geht, sehr nahegelegen hätte. Vielmehr sind es Strippenzieher im Hintergrund, die die Politiker tanzen lassen, wie ihnen beliebt.
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Das nächste, was der Film wunderbar einzusetzen weiß, sind Klischees. Ja, es gibt ein paar Momente, die einen alteingesessenen Filmeschauer mit den Augen rollen lassen, aber viel öfter wird die Erwartung des Zuschauers genommen, bis zu einem Augenrollen gespannt und dann mit einem scharfen Messer durchtrennt. Beinahe jedes Mal, wenn sich ein Bild abzeichnet, dass vorhersehbar scheint, gab es einen Twist, der mich auf dem flachen Fuß erwischt hat, sodass mir nichts anderes bleibt als dem Film dafür Cudos auszusprechen. Das verhältnismäßig unverbrauchte Setting des 1. WKs tut sein übriges dazu bei, dass sich der Film irgendwie frisch anfühlt und täuscht damit über die eher standardisierte Grundhandlung hinweg. Es gibt mehrere wirklich clevere Ideen den Krieg und sein Drumherum zu inszenieren.
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Die größte Schwäche hier mag da noch der so dermaßen offensichtliche Twist über die Identität des Hauptschurken sein, dass wirklich niemand im Kino eine Wimper hat zucken lassen.
Trotzdem beweist Matthew Vaughn ein Händchen für Charakterentwicklung in einem offensichtlichen Actionstreifen und ein gekonntes Spiel mit den Erwartungen des Publikums.
Die Besetzung trägt natürlich einen nicht unerheblichen Teil zu der Tiefe der Charaktere bei. Durchweg mit einem charismatischen und einfach schön anzuschauenden Cast besetzt (Ralph Fiennes, Harris Dickinson, Gemma Arterton, Djimon Hounsou, Daniel Brühl…), von dem im Laufe der Geschichte jedoch ein paar Charaktere kommentarlos verschwinden. Die größte Schwäche hier ist der leider irgendwie langweilig wirkende Conrad (Harris Dickinson), der einfach nicht viel seines Talentes zeigen darf.
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Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle den von Rhys Ifans gespielten Rasputin, der nicht nur eine unfassbar interessante Präsenz im Film hat, sondern auch Teil der, meiner Meinung nach, Stärksten Actionsequenz des Films ist. Der Mythos um den Mönch Rasputin wird durch sein Auftreten auch nicht in den Schmutz gezogen, sondern eher um eine spannende fiktionale Komponente erweitert. Den Charakter nicht zu einer Persiflage zu machen, zeugt von Respekt gegenüber dem wahren Mann.
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Alles in allem findet man in The Kingsman: The Beginning genau das, was der Film verspricht. Glorreiches, länderübergreifendes Action-Kino mit einem eigenen Twist. Für wen sich das spannend anhört, der kann sich ohne zu zögern in diesen Film setzen.
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4 von 5 tanzenden Mönchen.
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Kinostart: 22. Dezember 2021. Weitere Informationen zum Film unter: www.20thcenturystudios.com/movies/the-kings-man
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Die Bewertung zum Film wurde von Schauspieler, Autor und Theaterregisseur Arie Jaspers geschrieben, der den Film am 03. Dezember 2021 in Köln sah. Arie Jaspers: http://ariejaspers.ahoi-design.de/