OmegaBetaZeta.de führte am 09. Oktober 2018 ein Interview mit Andreas Strassmann von cmv-laservision.
cmv-laservision feiert gerade sein 20. jähriges Jubiläum. Ein Grund um euch mit einigen Fragen einen Blick hinter das Indie-Label zu bieten. Erst kürzlich erschien die „cmv Anniversary Edition“ Reihe, exklusiv hatten wir von OBZ ein Glückwunsch-Intro zum Film „The 10 Year Plan“ organisiert. Dieses gibt es exklusiv nur auf der deutschen Veröffentlichung der „cmv Anniversary Edition #10“ DVD des Films. Gratulation für 20 Jahre cmv-laservision!!! Wir wünschen den Kopf von cmv-laservision Andreas Strassmann und den Rest des Teams für die nächsten 20 Jahre und für die weiteren und spannenden Projekten die noch folgen werden viel Erfolg und grenzenlose Faszination. Bitte immer stets eurem Motto treu bleiben, denn dafür lieben wir euch.
INTERVIEW!
OBZ: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahre CMV LASERVISION! Im März 1998 erwarben Sie die Namensrechte am Label cmv-Audiovision. Beeindruckend was Sie daraus gemacht haben. Hätten Sie selber damit gerechnet?
STRASSMANN: Besten Dank! Nach 20 Jahren und weit mehr als 500 veröffentlichten Titeln noch immer am Markt präsent zu sein, ist in diesem Business nicht unbedingt selbstverständlich.
OBZ: Erzählen Sie uns doch bitte mal, wie alles anfing? Kurz und knapp reicht völlig aus.
STRASSMANN: Schon als Kind war ich vom Medium Film fasziniert, und in Folge auch recht früh mit dem Business verbunden. Zunächst habe ich neben der Schule in einer Videothek gejobbt, und nach dem Fall der Mauer als Außendienstler für eine Einkaufsgemeinschaft Videotheken in den neuen Bundesländern beliefert. Mit dem dadurch verdienten Geld hab ich mir parallel dazu eine recht umfangreiche „private Videothek“ mit mehreren hundert Originaltapes aufgebaut. Diese Sammlung habe ich dann in den folgenden Jahren u.a. über Filmbörsen vervollständigt. Der Gedanke, Filme unter eigenem Namen zu veröffentlichen, kam mir Ende 1997. Mit einem Geschäftspartner, der sich bis dato auf den Vertrieb von Laserdiscs aus dem In- und Ausland spezialisiert hatte, wurde schließlich im März 1998 „cmv-Laservision“ gegründet.
OBZ: Zu Beginn legten Sie den Fokus auf Laserdiscs. Doch bereits nach 5 Veröffentlichungen wurde dies eingestellt. Wieso?
STRASSMANN: Ende der 90er war die Laserdisc ein bei Sammlern, aber z.B. auch Opern-Fans durchaus beliebtes Medium. Der Markt war zwar in der Tat relativ klein, aber das sind diverse Sammlernischen im DVD/BD-Bereich bis heute. Die Nachfrage war nicht besonders groß und anderen Medien schafften eher den Sprung. Die Laserdisc hat grundsätzlich eine vergleichbare Faszination wie die LP. Große aufklappbare Alben mit viel Fläche für Bildmaterial und/oder Informationen machen gerade für Sammler eben einfach mehr her.
OBZ: Damals war sehr vieles für Sammler ausgerichtet (viele Sammlereditionen wie „Tanz der Teufel“). Wie sehr ist das heute noch?
STRASSMANN: Sammlereditionen sind auch heute noch ein wichtiger Bestandteil unseres Outputs. Wir veröffentlichen regelmäßig limitierte Mediabookauflagen im Genrebereich und gelegentlich auch spezieller Auflagen, wie zuletzt Ende letzten Jahres die Glasboxeditionen, die optisch an alte VHS-Glasboxen angelehnt waren, oder z.B. auch die Ende November anstehende VHS-Edition von DIE KLASSE VON 1984.
OBZ: Erinnern Sie sich noch an die schwierigste Umsetzung einer Sammler-Edition? Welche?
STRASSMANN: In den Gründerjahren war das fraglos die umfangreiche Laserdisc zum 25. Jubiläum von BLUTGERICHT IN TEXAS (The Texas Chain Saw Massacre), die wir 1999 veröffentlicht haben. In jüngster Zeit dürfte es die Jahrbuch-Edition von DIE KLASSE VON 1984 gewesen sein, eine massive Echtholzbox, die wiederum in einem Echtlederumschlag eingeschlagen wurde. Ferner das Videobook von GROSSANGRIFF DER ZOMBIES, eine Verpackung in Form eines Mediabooks, jedoch mit eingebautem Speicher und Bildschirm, auf dem man sich dann nach dem Aufklappen den kompletten Film ansehen kann.
OBZ: Welche Veröffentlichungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
STRASSMANN: Insbesondere die drei eben genannten, weil sie mit viel persönlichem Einsatz und vor allem Herzblut verbunden waren. Aber auch andere Sammelreihen, wie z.B. eine VHS-Edition und die zuvor erwähnte Glasbox-Edition.
OBZ: In den 20 Jahren hat sich viel verändert. Die digitale Welt hat leider viel übernommen und Rechte und Gesetze ziemlich durch-gewirbelt. Wie waren für Sie die ständigen Umstellungen? Spielen die verschiedenen Plattformen (Facebook, Twitter und co.) für Sie eine Rolle?
STRASSMANN: Ja, das Internet spielt durchaus eine Rolle. Was unser Zielpublikum angeht, ist hier insbesondere Facebook, aber auch diverse Filmforen zu nennen. Da wir aber zum großen Teil einen Sammlermarkt bedienen, der sich die Produkte gerne ins heimische Regal stellt, ist z.B. Streaming für uns kein Thema.
OBZ: Glauben Sie das durch das Verschwinden der VHS-Kassette viel an Retro-Charme verloren ging? Wir erinnern uns das man z.B. oft Horrorfilme heimlich geschaut hat (damals gab es halt auch viele verbotene Filme die man oft von Freunden kopiert bekam), die Qualität war nicht berauschend aber das einschieben der Kassette, die Atmosphäre, das heimlich Schauen, das hatte schon etwas Besonderes. Videotheken waren der Hit! Gibt es ja mittlerweile nicht mehr oder fast nicht mehr. Viele Klassiker wirken heute mit Ihren Bildüberarbeitungen mehr wie Mainstream. Vielleicht ein Grund warum es bei cmv jetzt die VHS-Editionen gibt? Auch wenn sich in den Editionen DVDs oder Blu-rays befinden. Wie sehen Sie das?
STRASSMANN: Der Retro-Charme ergibt sich ja erst in der Nachbetrachtung. Dazu gehört neben der Verpackung und den Videotheken selbstverständlich auch der damalige Reiz des Verbotenen. Insbesondere letzteres ist heutzutage durch einen veränderten Zeitgeist weitestgehend verloren gegangen. Das kann man gut finden, weil die damalige öffentliche Beurteilung solcher Titel zum Teil schon ziemlich hysterisch und auch weltfremd gewesen ist, allerdings geht natürlich auch der Nimbus verloren, wenn man z.B. einen ehemals verbotenen TANZ DER TEUFEL nun ungeschnitten „Freigegeben ab 16 Jahren“ an der Supermarktkasse vorfindet.
OBZ: Was einige nicht wissen, 2001 bis 2002 gab es eine Soundtrack-Reihe mit kleiner Auflage. Warum gibt es die Reihe heute nicht mehr?
STRASSMANN: Die wurde bei unseren Fans leider nicht wirklich angenommen, sodass wir sie nach sechs Titeln eingestellt haben, obwohl wir noch die Rechte für vier weitere in der Pipeline hatten. Es lief einfach nicht.
OBZ: Warum werden bei euch viele Neuerscheinungen nur mit Untertitel versehen und nicht Synchronisiert? Überwiegend die Coming-of-Age-Filme.
STRASSMANN: Das hat wirtschaftliche Gründe, da eine Synchro mit erheblichen Kosten verbunden ist, die oftmals sogar die eigentlichen Lizenzkosten übersteigen. Der potentielle Mehrverkauf durch eine synchronisierte Version würde diese Kosten bei derartigen Titeln nicht im Ansatz decken, sodass hier letztlich nur untertitelte Fassungen möglich sind.
OBZ: So. Die Frage muss jetzt sein. Was würden Sie sich für die nächsten 20 Jahre für CMV Laservision wünschen? Gibt es etwas ganz Spezielles was Sie gerne umsetzen würden?
STRASSMANN: Das es weiterhin so läuft und wir noch einige Highlights abgreifen können. Wir werden selbstverständlich auch weiterhin dem Genre-Bereich treu bleiben und für die eine oder andere Überraschung gut sein. Hoffentlich! Ferner gelegentlich neue Verpackungsideen für die Sammlerklientel anbieten, aber auch weiterhin im Bereich der preisgünstigen „Normalverpackungen“ tätig bleiben, damit uns auch diese Käuferschicht möglichst treu bleibt. Etwas Spezielles gibt es nicht mehr.
OBZ: Wir bedanken uns für die Unterstützung und tolle Zusammenarbeit der letzten Jahre und hoffen dass es auch weiterhin so bleibt.
STRASSMANN: Vielen Dank!
© Andreas Strassmann.
© Dewey Darko.