BEWERTUNG: Der zurückhaltende Novize Narziss bekommt vom Abt die Aufgabe, sich dem Neuankömmling Goldmund anzunehmen, der von seinem Vater verstoßen und ins Kloster gesteckt wird. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Narziss verschreibt sich schon in jungen Jahren der alleinigen Liebe und Dienerschaft zu Gott, kann allerdings der Gefühle und Zuneigung zum unbekümmerten Goldmund nicht Herr werden, die in keinster Weise zu dem asketischen Leben im Kloster passen, geschweige denn von den anderen Mönchen geduldet werden, die diese seltsame Bindung mit Argwohn beäugen. Goldmund bemerkt seinerseits, dass er nicht für dieses Leben geschaffen ist und hinaus in die Welt will und muss. Getrieben von der Suche nach seiner Mutter trennen sich die Wege der beiden. Goldmund durchlebt eine Vielzahl von romantischen, künstlerischen und körperzehrenden Exzessen.
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Als ausgebildeter Künstler trifft er wieder auf Narziss, der mittlerweile Abt des Klosters geworden ist und ihn aufnimmt, um dem strapazierten Körper und Geist des extrovertierten Lebensstils Goldmunds einen Unterschlupf zu ermöglichen. Er beauftragt ihn, ein Kunstwerk für das Kloster zu schaffen. Es entsteht ein erneuter Zwiespalt zwischen Narziss und seinen Mönchsbrüdern, der schließlich eskaliert.
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Regisseur Stefan Ruzowitzky verfilmte die Erzählung von Hermann Hesse und zeigt eine sehr gefühlvolle und ehrliche Geschichte. Er bietet ein Mittelalter an, das mitunter gewöhnungsbedürftig ist, weil es sehr klar, sauber und rein daherkommt. Viele Szenen und Sets erscheinen kunstvoll aufgehübscht. Selbst die Pestepidemie wirkt nur wie ein stilistisches Hilfsmittel.
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Die beiden Titelfiguren sind großartig inszeniert. Sabin Tambrea und Jannis Niewöhner verkörpern glaubhaft ihren Drang, die Liebe in all den Facetten zu spüren und zu zeigen. Auch Nebenrollen glänzen mit hochkarätigen Schauspielerinnen und Schauspielern. Uwe Ochsenknecht als Goldmunds Lehrmeister möchte ich hier besonders erwähnen. Kostüme und Szenenbild sind auf internationalem Niveau, aber auch hier fiel es mitunter nicht leicht zu glauben, dass der Film im Mittelalter spielt. DoP Benedict Neuenfels konnte mit einer klaren Bildsprache überzeugen; es war schön, vielleicht manchmal zu schön und gleichmäßig ausgeleuchtet.
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Ein Wermutstropfen war der Trailer: er verspricht mehr, als im Film zu sehen sein wird: wer sich auf eine Schlacht gefasst macht, wird eines Besseren belehrt.
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Kinostart: 12. März 2020. Weitere Informationen zum Film unter:
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Die Bewertung zum Film wurde von Filmemacher Michael M. Schuff geschrieben, der den Film am 11. Februar 2020 in Köln sah.
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