INHALT: Ellis French (Jeremy Pope) ist ganz unten angekommen: Von seiner streng religiösen Mutter Inez (Gabrielle Union) aufgrund seiner Homosexualität verstoßen, landet er auf der Straße. Den Weg aus der Obdachlosigkeit und die Hoffnung, den Respekt seiner Mutter wiederzuerlangen, sieht er ausgerechnet bei den US-Marines.
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Im Bootcamp spürt er schnell, dass diese Gemeinschaft einen queeren Schwarzen Mann vor gegensätzlichste Herausforderungen stellt: Schikanen und Ausgrenzung muss er in gleichem Maße ertragen, wie sein muslimischer Mitrekrut Ismael (Eman Esfandi). Einzig Drill Sergeant Rosales (Raúl Castillo) scheint Ellis zugewandt zu sein und übt eine starke sexuelle Anziehungskraft auf ihn aus. Die offene Feindseligkeit und Ausgrenzung nimmt weiter zu, dennoch gewinnt Ellis an Selbstbewusstsein und findet in dieser neuen Gemeinschaft Stärke und Anerkennung, die sein Leben und auch die Beziehung zu seiner Mutter verändern.
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REZENSION: Das autobiografische Drama „The Inspection“ von Elegance Bratton folgt dem jungen Ellis French, einem afroamerikanischen homosexuellen Mann, der auf der Suche nach Zugehörigkeit in die U.S. Marines eintreten möchte.
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Der erste Spielfilm des Autors und Regisseurs Elegance Bratton sucht aufgrund seiner sehr persönlichen Geschichte den Zuschauenden sehr nah an dem Charakter zu halten. Wir verfolgen Frenchs Weg durch die Grundausbildung der Marines und erleben seine Erfahrungen hautnah mit.
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Dabei gelingt es dem Film, einzelne, emotionale Momente zu erzeugen, die jedoch in ihrer Zusammenführung etwas unbestimmt und dramaturgisch fraglich wirken. Die Szenen des Films wirken wie einzeln herausgepickte Tagebucheinträge, die den Gemütszustand des – von Jeremy Pope großartig gespielten – French abbilden, sich jedoch teilweise so schnell und drastisch in ihrer Ausrichtung ändern, dass man sich schon am Kopf kratzt. Wenn zum Beispiel in einer Szene French des Zimmers verwiesen wird, er aber in der nächsten wieder mit seinen Kameraden zusammen im Zimmer schläft, bleibt das Gefühl, es wurden nach außen hin relevante Zusammenhänge ausgelassen.
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Was der Film im Dramaturgischen vermisst, macht er aber durch seine Charaktere und die Nahbarkeit seines Themas wett. Auch wenn viele Charaktere nur kurz vorkommen, bleiben sie im Kopf. Der muslimische Ismail (Eman Esfandi), der eigentlich das Feindbild der USA zu diesem Zeitpunkt (2000er) repräsentiert. Der überhebliche Anführer Harvey (McCaul Lombardi), der unter Geltungsdrang leidet. Der perfide Drill Instructor Laws (Bokeem Woodbine). Wegen des konzentrierten Settings, haben die kleinen Auftritte dieser Charaktere eine große Wirkung und sie bleiben im Kopf, sowie auch die Rahmenhandlung mit Frenchs Mutter (Gabrielle Union).
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So haben wir hier eine zerstückelte, aber dennoch wirksame, emotionale Reise, auf der Suche nach Zugehörigkeit.
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3 von 5 glatt gebügelten Uniformen.
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Kinostart: 24. August 2023.
www.x-verleih.de
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Die Bewertung zum Film wurde von Künstler, Autor und Theaterregisseur Arie Jaspers geschrieben, der den Film am 06. Juli 2023 in Köln sah.