Interviewdatum: 11. Dezember 2007.
Jochen Schropp wurde am 22. November 1978 in Giessen an der Lahn, Deutschland geboren. Jochen lebt und arbeitet heute als Schauspieler und Moderator in Berlin und Köln, Deutschland.
News, Informationen, Musik, Clips und Pics:
http://www.jochenschropp.com
INTERVIEW!
OBZ: Wollten sie schon immer Schauspieler werden? Oder sind sie nur zufällig dazu gekommen? Und wie sind sie dazu gekommen?
JOCHEN: Ich hatte schon als Kind Spaß daran, mit Freunden Radiosendung oder Hörspiele aufzunehmen, und zu Geburtstagen kleine Aufführungen zu veranstalten. Mit 10 war ich Statist am Stadttheater in Giessen und in einem Jugendchor, machte später ein Schulpraktikum in der Logo-Redaktion des ZDF. Als ich dann mit 16 ein Austauschjahr in Kalifornien absolvierte wurde alles noch konkreter. Ich spielte Hauptrollen in Schultheaterproduktionen, die sehr professionell gestaltet wurden. Als ich zurückkam nahm ich Gesangsunterricht und Sprecherziehung und fing an mich an Schauspielschulen zu bewerben. Im Endeffekt entschied ich mich für Paul McCartneys „Liverpool Institute for Performing Arts“, weil mir der internationale Aspekt und die englische Herangehensweise ans Schauspiel gefiel. In den Semesterferien bewarb ich mich bei meiner 1. Schauspielagentur, durch die ich dann mein erstes Casting vermittelt bekam: das war für „Sternenfänger“. Ich bekam die Rolle und zog innerhalb von ein paar Tagen von England zurück nach Deutschland. Eine Woche später begannen die Dreharbeiten.
OBZ: Viele und besonders viele Frauen kennen sie aus der Erfolgsserie „Sternenfänger“. Aber nach einer Staffel war die Serie zuende. Warum ging es nicht weiter? Hat die Serie etwas in Ihrem Leben verändert und haben sie dabei viel lernen können?
JOCHEN: Die Serie hat mein Leben komplett verändert. Dank „Sternenfänger“ bin ich jetzt arbeitender Film- und Fernsehschauspieler. Außerdem waren die 8 Monate am Bodensee mit die beste Zeit meines Lebens. Die Gegend ist großartig, das Team war toll, meine Kollegen wurden Freunde und ich habe wahnsinnig viel gelernt – ich konnte meine Ausbildung mit der Dreherfahrung erweitern. Leider stellte das Erste zum damaligen Ausstrahlungstermin sein Sendeschema um. Die Quoten der Vorabendserien mussten sich an der erstausgestrahlten Serie im 23 Minuten-Format orientieren. Das war „Berlin, Berlin“, das anders als mittlerweile kommuniziert nicht sehr viel besser lief als „Sternenfänger“. Unser Marktanteil unterschied sich nur um ein paar Ziffern hinterm Komma. Trotzdem bestellte das Erste keine zweite Staffel. Dass „Sternenfänger“ mittlerweile zweimal wiederholt wurde und immer noch bessere Quoten erzielt als manch neue Serie um diese Uhrzeit, ist doch ein schönes Kompliment.
OBZ: Sie spielen in der Reihe „Polizeiruf 110“ einen Pathologen. Wie haben sie sich auf diese Rolle vorbereitet? Auch wenn die Leichen die sie in der Serie untersuchen nicht echt sind, hatten trotzdem einige Berührungsängste?
JOCHEN: Nein, eigentlich nicht. Bisher musste ich nur „die Leiche“ am Tatort abtasten, die Szene in der Pathologie drehe ich erst nächste Woche. Es gibt eine medizinische Beratung am Set, die mir die Vorgänge erklärt, die für die Szene nötig sind. Ich finde es super, mal nicht der smarte Womanizer zu sein – eher schräg und zynisch – mit Brille und ganz in schwarz.
OBZ: 2008 dürfen wir sie beim „Perfekten Promi Dinner“ auf Vox bewundern. Durch diese Sendung bekommt der Zuschauer auch einen großen Blick in Ihre private Welt. Ist Ihnen das schwergefallen, etwas aus Ihrem Privatleben Preis zu geben / Ihre Wohnung zu zeigen?
JOCHEN: Ich hatte Anfang des Jahres schon mal eine Anfrage vom Dinner und hätte es nicht in meiner eigenen Wohnung gemacht, da sie einfach nicht
„gastfreundlich“ war, was ein perfektes Dinner angeht. Ich hatte noch nicht mal einen Esstisch… mittlerweile bin ich umgezogen und habe eine größere Wohnung. Außerdem respektiert das Team die Privatsphäre der Teilnehmer, mein Schlafzimmer war beispielsweise tabu. Ansonsten bin ich ganz authentisch an die Sendung rangegangen und bin einfach ich gewesen, mit Stärken und Schwächen. Manche Leute werden mich dadurch mehr mögen, andere weniger – ich fand es eine wahnsinnig spannende Woche und würde es immer wieder machen. Die Fassade eines Menschen langweilt mich, ich will den echten Menschen kennen lernen. Ich selbst schaue sehr gerne Reality-Shows.
OBZ: Uns ist in der TV-Werbung zu „1und1 Internet“ eine männliche Person aufgefallen, die Ihnen sehr ähnlich sieht. Sind sie das? Wie kamen sie an diesen Spot? Und für was würden sie nie Werbung machen?
JOCHEN: An den Spot kam ich über ein ganz normales Casting. Ich wollte schon
immer mal Werbung machen, war schon bei zig Castings und habe mich sehr über den Zuschlag gefreut. Ich finde Werbung ist großartig, um gerade in dreharmen Zeiten die Miete zu verdienen. Werbung ist oft clever und meist großartig fotografiert, so dass man nicht wirklich schlecht dabei wegkommen kann. Allerdings war mir die große Präsenz der 1&1 Beileger und Pop-ups im Internet nicht bewusst, so dass ich schon ab und an Angst vor einem Overkill hatte. Ich würde Schauspielern allerdings von „Food Spots“ abraten, wo sie in einem Kochstudio stehen und lecker Tütensuppe anpreisen. Das Produkt sollte irgendwie sexy sein (lacht).
OBZ: Sie schauspielern nicht nur, sondern singen, synchronisieren und moderieren auch. Was macht Ihnen mehr Spaß? Schreiben sie auch Drehbücher und führen Regie?
JOCHEN: Im Moment nimmt die Moderation den größten beruflichen Teil neben der Schauspielerei ein. Es macht mir viel Spaß, dadurch unterschiedliche Menschen kennen zulernen, und ich bin vorher immer recht aufgeregt, weil Moderation immer wieder neu und unvorhersehbar ist: in der Moderation kann man seine Persönlichkeit gut Unterbingen, man kann sich aber auch hinter keiner Rolle verstecken. Drehbücher schreibe ich nicht, das sollen Autoren machen, die das können – Regie führen könnte ich mir vorstellen, allerdings fehlt mir für Filmregie das technische Wissen, was Auflösung etc angeht.
OBZ: In den letzten Jahren ist der deutsche Film wieder ganz schön in Schwung gekommen. Was meinen sie woran das liegen könnte?
JOCHEN: Anders als im Fernsehserienbereich, vertrauen bei Filmen auf deutsche Geschichten. Es wird weniger abgekupfert. „Das Leben der Anderen“ oder „Goodbye Lenin“ zeigen den Erfolg im Ausland Ich glaube einfach, dass wir uns mehr trauen. Auch im Romantic Comedy Sektor legen wir vor, ich freue mich schon wahnsinnig auf „Keinohrhasen“, den Anika Decker, eine Freundin von mir, geschrieben hat und in dem Nora Tschirner, die Hauptrolle spielt. Florentine Lahme ist glaube ich auch in einer kleinen Rolle dabei…
OBZ: Sollte man ihrer Meinung nach als Schauspieler unbedingt noch andere Sachen nebenbei machen (so wie sie jetzt)? Statt sich nur auf einer Sache / der Schauspielerei zu konzentrieren. Und warum sollte man das Ihrer Meinung nach?
JOCHEN: Ich habe mich für die Moderation entschieden, weil es mir schon immer Spaß gemacht hat. Ich habe schon während meiner Schauspielschulzeit u.a. die
Love Parade moderiert. Natürlich bedeuten die Moderationsjobs auch finanzielle Unabhängigkeit, und ich kann Schauspielengagement absagen, die ich momentan nicht passend finde.
OBZ: Glauben sie das der Begriff Independentfilm auch hier in Deutschland existiert und wie unterscheidet sich dieser mit dem amerikanischen Independentfilm? Ist für sie „Independent“ ein wichtiges Wort in Ihrem Schauspielberuf?
JOCHEN: Leider bekomme ich wenig Anfragen für sogenannte Independentfilme. In Deutschland heißt das dann auch immer gleich „No-“ oder „Low-Budget“ – was den Filmen irgendwie eine andere Wertung gibt, oder? Ich selber schaue lieber kleine Filme mit einer schönen Geschichte als platte Blockbuster. Ich moderiere ja jedes Jahr auf dem Max-Ophüls-Filmfestival, und bekomme wunderbare Filme zu sehen, die meist dann auch einige Monate später eine Kinoauswertung bekommen. Man sollte als Kinogänger definitiv auf die kleinen Filme achten! Wo genau der Unterschied zwischen amerikanischen und deutschen Independentfilmen liegt, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.
OBZ: Haben sie noch Ziele in Ihrem Beruf? Welcher Herausforderung würden sie sich gerne noch stellen (wenn es eine gibt)?
JOCHEN: Ich war gerade in Kalifornien und habe eine Kollegin getroffen, die gerade von London nach L.A. gezogen ist, um es dort zu versuchen. Sie geht da total pragmatisch ran, ohne dieses ganze Hollywood-Walk of Fame-Gedöns, und ich hab schon gedacht „Am liebsten würde ich jetzt zu Dir ziehen, Emily, und mit Dir Casting Calls machen!“ Immerhin habe ich ja auch in England studiert, und liebe amerikanische Serien wie „Six Feet Under“, „Dexter“ oder „Pushing Daisies“.
OBZ: Was war für sie der schönste Moment bei einem Dreh? Oder überhaupt der schönste Moment in Ihrem Leben?
JOCHEN: Der schönste Moment beim Drehen kommt immer dann, wenn man spielt und alles fließt. Wenn die Szene dann später im Film auch funktioniert und mich bewegt, ist das großartig!
OBZ: Was war das peinlichste was Ihnen im Leben passiert ist?
JOCHEN: Ich bin da ziemlich abgehärtet, und schäme mich selten für etwas, was ich mache.
OBZ: Mit wem würden sie gerne mal zusammen arbeiten?
JOCHEN: Früher wollte ich immer, dass Iris Berben mal meine Mutter spielt. Wenn ich es mir so recht überlege, hätte ich da immer noch Lust drauf. Und auch wenn wir sicher nicht seine Traumbesetzung wären, sollte Andreas Dresen Regie
führen.
OBZ: Haben sie ein Traumprojekt?
JOCHEN: Ich würde gerne mal richtig abgefahrenes Comedyprojekt machen. In Australien gibt es sehr politisch unkorrekte Serien, die aber eine gute Message transportieren und der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Chris Lilley ist da
ein Vorreiter mit Serien wie „We can be Heroes“ oder „Summer Heights High“. So etwas würde ich gerne in Deutschland machen. Allerdings gibt es da glaube ich keinen Sender, der sich das wagen würde. An einer Showmoderation würde ich mich auch gerne mal versuchen.
OBZ: Was würden sie in Ihrem Leben niemals machen?
JOCHEN: Beruflich oder privat? Beruflich habe ich wenig Berührungsängste. K11 oder Lenßen und Partner interessieren mich allerdings nicht so wirklich.
OBZ: Auf Ihrer MySpace Seite ist zu lesen, das sie gerne Katherine Heigl (Beim ersten mal, Grey’s Anatomy) kennen lernen würden. Ist das Ihre Traumfrau? Oder warum würden sie die Schauspielerin gerne mal kennen lernen?
JOCHEN: Ich war ein riesengroßer Grey’s Anatomy Fan. Leider ist die vierte Staffel (gerade in den USA im Fernsehen zu sehen) nicht mehr so stark, aber die Hauptdarsteller tragen die Serie unwahrscheinlich gut. Katherine Heigl hat eine
große emotionale Kraft und ein unglaublich komödiantisches Talent. Sie scheint zudem sehr geerdet und ehrlich. Ich glaube, ich hätte wahnsinnig viel Spaß mit ihr.
OBZ: Haben sie Vorbilder? Welche?
JOCHEN: Privat ist mein Vater mein Vorbild. Er ist ein toller Mann, mit einem großartigen Humor, Integrität und Warmherzigkeit. Ich hatte früher oft Angst vor „Pascha-Vätern“, die alles für sich machen lassen und immer noch den Glauben haben, der Mann verdient das Geld und die Frau schmeißt den Haushalt. Mein Vater ist da viel respektvoller. Beruflich finde ich in Deutschland Herbert Knaup und Walter Sittler toll.
OBZ: Haben sie ein Lebensmotto? Wie lautet es?
JOCHEN: Mit Mottos kann ich wenig anfangen. Man sollte so Leben, dass man Freude daran hat, ohne andere zu verletzen.
OBZ: Sie bekommen auch sicherlich Post von Menschen die Ihr Arbeit sehr schätzen (Fanpost). Sind es nur Autogrammwünsche oder teilen die Menschen Ihnen auch persönliche Schicksale mit und machen Ihnen Geschenke? Gab es da auch Briefe die Ihnen im Gedächtnis blieben. Können sie uns da etwas verraten, was Ihnen besonders beeindruckte? Geben Ihnen die Briefe Kraft (bei der Schauspielerei, sonstiges)?
JOCHEN: Besonders liebevoll gestaltete Briefe hebe ich auf. Ein Mädchen hat mir mal alle Lieder aus Sternenfänger gebrannt und einen persönlichen Soundtrack erstellt. Das fand ich schon toll. Außerdem sagen viele Mädchen, sie hätten gerne einen Freund wie mich. Allerdings beziehen sie sich dann oft auf die jeweilige Rolle, die ich spiele. Aber da in jeder Rolle auch ein Teil von mir steckt, freut mich das natürlich trotzdem.
OBZ: Sie haben jetzt die Möglichkeit Ihren Fans, Ihren Freunden, Ihrer Familie und allen anderen etwas mitzuteilen. Was möchten sie sagen?
JOCHEN: Das sollte immer etwas Persönliches sein. Aber passend zur Jahreszeit wünsche ich natürlich allen ein Erfolgreiches, Glückliches und vor allem Gesundes neues Jahr 2008!
OBZ: Was dürfen oder können wir von Ihnen in Zukunft erwarten?
JOCHEN: Ich hoffe eine ganze Menge! Konkret kann ich da nicht so viel verraten, außer dass das Promi Dinner im März sicherlich beste Unterhaltung
bieten wird. Schweiß und Blut in der Küche, und eine sehr unterschiedliche Gruppe an Leuten!
Kleiner Steckbrief von Jochen Schropp:
– Geburtsdatum: 22.11.1978.
– Geburtsort: Giessen an der Lahn.
– Hobbys: Filme, Musik, Sport, reisen, kochen.
– Lieblingsfilm: Viele, viele, viele. Gerade habe ich „Mein Leben gehört
mir“ noch einmal gesehen und war sehr bewegt. Aber auch über Humor a la „Napoleon Dynamite“ kann ich lachen.
– Lieblingsmusik: kommt auf die Laune an: Indie Rock, Pop,…
– Lieblingsessen: Von Pizza bis Thai!
– Lieblingsstadt: Sydney, L.A., Berlin.
– Lieblingsland: Australien, Schweiz.
© Jochen Schropp.
© Dewey Darko.