Interview mit Schauspieler Marc Weinmann.
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Weitere Informationen unter: Crew United
https://www.theapolis.de/de/profil/marc-weinmann
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Kommentar: Durch seine Feinheiten und seiner fließenden Art ist Marc Weinmann einer der Schauspieler denen man es nicht wage jeden Blickes abzuwenden. Eine sehr dynamische Performance eines jeden Spiels, stark im Ausdruck und doch voller Leichtigkeit. In „Schneewittchen. Kein Kindermärchen“ verkörperte er das Böse im Spiegel. Seine Ausdruckskraft war wie das Fenster zur Seele. Eine tiefe Leidenschaft die unter die Haut geht!
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Interviewdatum: Online 19. Juli 2019. Unzensiert!
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INTERVIEW!
OBZ: Musical, Film, Theater. Wollten Sie schon immer Schauspieler werden? Und warum?
WEINMANN: Um wirklich ehrlich zu sein: Nein. Ich habe früher immer geträumt später in die naturwissenschaftliche Richtung zu gehen. Gerade Chemie hat mich sehr interessiert, so etwa als sechsjähriger alle Parfüme ins Waschbecken und anzünden und denken man wäre Wissenschaftler. Trotzdem habe ich aber schon früh in einem Chor gesungen und war begeistert von der Bühne. Ich hab dann später in Musical-Produktionen unsere Schule mitgespielt (wie „Jekyll & Hyde“ oder „Hairspray“) und in der Oberstufe sogar den Kurs „Literatur und Theater“ belegt, womit ich wohl zum ersten Mal richtig mit dem Thema Schauspiel in Berührung gekommen bin. Nach einer Weltreise nach meiner Schule bin ich dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich die Naturwissenschaften erst mal beiseitelege und meinen Traum verfolge und das hab ich bis jetzt nicht bereut.
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OBZ: Sie haben Ihre Ausbildung an der Film-Acting-School (Channing-Tatum-Klasse) in Köln gemacht. Wie waren Ihre Erfahrungen dort und was können Sie uns über die Film-Acting-School erzählen?
WEINMANN: Ich hab der Schule unglaublich viel zu verdanken. Ich war komplett unwissend zu Beginn der Ausbildung, aber die Dozenten (um Irene Ebel, Karin Punitzer, Natalie Thomas, Sahin Eryilmaz, Johannes Prill, Jerry Coyle, Stefan Gebelhoff, Steven Reinert und Gernot Schmidt) und vor allem auch meine Kollegen standen über die zwei jährige Ausbildung hinter mir und haben mich zu dem gemacht der ich heute bin. Ich bin sehr froh eine Schule gefunden zu haben, in der alle so kollegial miteinander umgehen und die Dozenten wirklich versuchen auf jeden einzugehen und weiterzubringen.
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OBZ: Ist Ihrer Meinung nach solch eine Schauspielausbildung wichtig? Bringen Sie Vorteile?
WEINMANN: Auf jeden Fall! Ich bin unfassbar glücklich, dass ich mich über die Ausbildung in einem sicheren Rahmen austesten konnte und Fehler machen durfte. Es hat mich spielerisch und auch persönlich weiter gebracht. Ich würde nicht sagen, dass man nach einer solchen Ausbildung ein perfektes Handwerk besitzt, da man sich immer weiterbilden sollte, trotzdem glaube ich, dass es ein guter Grundstein ist, um in diesem Beruf Fuß zu fassen. Zudem lernt man unglaubliche viele verschiedene Ansätze, die einem unglaubliche viele Möglichkeiten bieten, um im Beruf später die richtige Methode für sich zu finden.
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OBZ: Gibt es bei Ihnen Grenzen, was die Schauspielerei betrifft? Oder dürfen die Erfahrungen bei Ihnen Grenzenlos sein?
WEINMANN: Gute Frage! Ich betrachte das im Einzelfall, wobei ich prinzipiell der Meinung bin, dass Schauspiel umso interessanter wird, wenn man aus seiner Komfortzone ausbricht und an körperliche und emotionale Grenzen und Abgründe stößt. Mich als Zuschauer fesselt dieses riskieren und das weiter gehen als der normale Mensch umso mehr. Dies ist meiner Meinung nach eine der Schwierigkeiten im Schauspiel.
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OBZ: Sie haben bereits einige Erfahrungen bei einigen Produktionen sammeln können. Worauf achten Sie besonders bei der Zusammenarbeit mit (Filme-) Machern, Crew und anderen Schauspielern? Was geht gar nicht bei einer Zusammenarbeit und was wäre wichtig?
WEINMANN: Ich find Respekt und Offenheit ist für mich das aller, aller Wichtigste. Bei jedem Projekt hat man ein Team, bei dem, im besten Falle, alle daran interessiert sind, dass ein geniales Ergebnis geschaffen wird. Ich finde, dass bei diesem Prozess jeder gleiche Wichtigkeit hat und Respekt verdient, nur dann kann eine harmonische Stimmung herrschen und traumhafte Momente vor der Kamera und auf der Bühne entstehen.
Zudem sollte jeder auch seine Meinung anmerken dürfen und diese auch wahrgenommen werden. Nur durch Kritik kann man einen künstlerischen Prozess optimieren.
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OBZ: Was sind Ihre Ziele? Oder anders gefragt, was würden Sie gerne erreichen?
WEINMANN: Das ist eine schwere Frage, da viele Schauspieler sehr genau Pläne haben wie Ihr Leben auszusehen hat später.
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Ich bin anders: Ich lass mich mehr überraschen was passiert. Ich werde natürlich alles geben um weit zu kommen, aber ich will mich nicht zu fokussieren, denn manchmal sind die Umwege die schönsten Routen.
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Trotzdem wäre ein allgemeiner Traum meinerseits irgendwann durch die Schauspielerei leben zu können und sowohl auf der Bühne, als auch vor der Kamera spielen zu dürfen.
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OBZ: Mit wem würden Sie gerne mal zusammenarbeiten?
WEINMANN: Ich bin begeistert von vielen jungen Schauspielern in Deutschland wie Jannik Schümann, Louis Hoffman, Damian Hardung, Luise Befort und noch vielen andere. Das sind für mich absolute Vorbilder und für mich wäre es schon eine sehr große Ehre mit Ihnen zusammen eine Szene spielen zu dürfen.
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Ein weiterer Traum ist es in einem Stück, Serie oder Film von Ingrid Lausend spielen zu dürfen. Ich liebe Ihre Theaterstücke wie „Hysterikon“, aber auch Ihre Serien wie „Tatortreiniger“ mit dem unfassbar guten Bjarne Mädel.
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OBZ: Vor einiger Zeit spielten Sie im Stück „Schneewittchen. Kein Kindermärchen.“ Im Metropol Theater in Köln. Theater oder Film? Was liegt Ihnen mehr? Und wo sehen Sie da die Unterschiede?
WEINMANN: Ich will mir nicht anmaßen zu entscheiden was mir mehr liegt. Ich mag beides sehr gerne und vor allem die Unterschiede dieser beiden Medien faszinieren mich.
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Theater ist ein Nervenkitzel. Du musst bei jeder Aufführung aufs Neue die Zuschauer auf eine Reise mitnehmen und nicht für einen Moment den Anschein erwecken, dass du diese Reise schon einmal erlebt hast. Du hast das Adrenalin in dir und die direkte Response der Zuschauer. Zudem ist jeder Auftritt anders und du hast die Chance dein Werk immer weiter zu verändern und immer mehr greifbar zu machen. Zuletzt hast die Möglichkeit dich in verrückte, abstrakte oder unmenschliche Charaktere zu verwandeln, was im Film nur in begrenzten Rahmen möglich ist.
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Film ist dagegen viel fokussierter und genauer. Du kannst durch unglaublich kleines Spiel eine Menge an Emotionen vermitteln. Du kannst viel exakter arbeiten und hast eine Chance Fehler zu korrigieren und schlussendlich das Werk zu konservieren, was bei der Bühne eher schwer funktioniert.
Beide Bereiche erfordern ein unheimliches Durchhaltevermögen, ob das Stück auf der Bühne, auf der du die Spannung stetig halten musst, oder vor der Kamera, wobei du trotz 50 Takes nie die Konzentration verlieren darfst.
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Ich glaube, dass wir als Schauspieler beides brauchen und beides uns für das andere Medium hilft. Das Theater bringt einem die unglaubliche Energie eines Live Publikums, die du für den Film verwenden kannst und der Film erinnert einen an eine unglaubliche Wahrhaftigkeit, die schnell bei der größte des Spiels im Theater verloren gehen kann.
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OBZ: Was würden Sie anderen sagen die Schauspielerin/Schauspieler werden wollen?
WEINMANN: Es ist schwerer als man denkt. Da jeder bewerten kann ob es gut geschauspielert ist oder nicht und, da Schauspiel, vor allem für die Kamera, sehr nah an der Realität liegt, denkt jeder er wäre ein Profi und könnte es von Natur aus.
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Es ist nicht so! Du musst dich emotional und körperlich trauen an deine Grenzen zu gehen und es aushalten ständig kritisiert zu werden. Da das Werkzeug deines Berufs du selber bist, wirst du als Mensch kritisiert und das erfordert ein dickes Fell und ein gutes Durchhaltevermögen.
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Zudem erfordert alles seine Zeit. Der Körper ist keine Gitarre, die man kurz stimmen kann und dann funktioniert sie perfekt, sondern er optimiert sich in seiner Zeit. Um stimmlich und körperlich für das Schauspiel bereit zu sein erfordert es deshalb eine gute Disziplin und es bringt einen auch an seine Grenzen.
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Aber wenn man es versucht und seine ersten Projekte macht, dann gibt es kein schöneres Gefühl als den Applaus oder sich in einer genialen Szene zu sehen.
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OBZ: Was dürfen wir in Zukunft von Ihnen erwarten? Gibt es eventuell einen Plan B?
WEINMANN: Das ist eine gute Frage. ich bin auch mal gespannt was ich von mir so erwarten kann.
Ich bin gerade frisch aus der Schule und werde jetzt erst einmal vieles regeln müssen. Ich mache aber jetzt noch ein Jahr eine Weiterbildung in Abendschule an meiner Schule, um schauspielerisch auf keinen Fall aus der Übung zu kommen, und werde gleichzeitig versuchen mich beruflich weiterzubringen.
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Derzeit spiele ich auch „Pinocchio“ im Metropol Theater in Köln und werde auch im November bei „Lagerfeuergeschichten – oder ein Kammerspiel unter offenem Himmel“, einer Eigenproduktion eines Absolventen unserer Schule (Arie Jaspers), im Metropol Theater zu sehen sein.
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Ansonsten lass ich die Zukunft auf mich zukommen und bin gespannt welche Projekte noch kommen werden.
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Ich muss aber gestehen, dass ich natürlich auch über einen Plan B nachgedacht hab, es aber nicht Plan B, sondern ein unterstützendes Standbein nennen möchte, das die Schauspielerei unterstützt. Ich wollte eine Konditoren Ausbildung machen, da ich unbeschreiblich gerne backe und ein kleines Café ein anderer Traum von mir wäre. Mal sehen was die Zukunft bringt.
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OBZ: Sie haben jetzt die Möglichkeit Ihren Unterstützern, Ihren Freunden, Ihrer Familie und allen anderen etwas mitzuteilen. Was möchten sie sagen?
WEINMANN: Es gibt so vielen denen Ich danken will. Zuerst natürlich meiner Familie und meinen Freunden, die mich immer unterstützen und allen voran meiner Schwester Jasmin, die immer an mich glaubt und mich durch jede Tiefphase begleitet, was bei mir nicht immer so einfach ist.
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Zudem natürlich meiner Schule mit allen o.g. Dozenten und Schülern, die mir diese schöne Zeit beschert haben und mich so viel weiter gebracht haben und bringen werden.
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Im Zuge dessen will ich allen danken, die an mich glauben und mich unterstützen, auch in Zeiten in denen nicht einmal ich an mich glaube. Ich werde das niemals vergessen und hoffe ich kann dieses Vertrauen zurückgeben.
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Kleiner Steckbrief (persönlich ausgefüllt von Marc Weinmann):
Geburtsdatum: 24.10.1997
Geburtsort: Stuttgart.
Hobbies: Tanzen (Standard, Boogie, Lindy Hop), Bogenschießen, Klettern, Tauchen.
Lieblingsfilm: 50 erste Dates.
Lieblingsmusik: Swing-Music (30-50 Jahre)
Lieblingsessen: Dampfnudeln mit Vanillesoße.
Lieblingsbuch: Ready Player One.
Lieblingsstadt: Cancun.
Lieblingsland: Tonga.
Lebensmotto: Genieße auch die kleinen Dinge, denn die zeigen dir, wie schön und wertvoll das Leben doch ist.
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© Marc Weinmann.
© Dewey Darko.